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"Der Abgrund" 2017
"Erleuchtet" 2017

Reise in den Oman

Reisen bedeutet für mich die Abwesenheit des Alltäglichen. Die gewohnte Umgebung verlassen, dem Alltag zu entfliehen, bietet die Möglichkeit, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Wenn ich meine persönliche Komfortzone verlasse, akzeptiere ich Unsicherheit und Risiko, um Veränderungen zu erleben und etwas Neues zu entdecken, sogar in mir selbst. Ich erlebe Orte, die sich fremdartig anfühlen, aber gleichzeitig Ruhe, Einkehr und neue Kraft bieten. Es gibt eine starke Interaktion zwischen Ort und Person. Wenn ich mich in unbekanntes Terrain bewege, brauche ich eine Neuorientierung. Dies bedeutet auch eine Verzögerung. Ich bin gezwungen, Lichtverhältnisse, Farben, Silhouetten, Geräusche und Gerüche sowie Menschen, die mich umgeben, bewusster zu entdecken. In einem neuen kulturellen Raum bleiben Dinge verschlüsselt, nebulös. Das Unbekannte kann bedrohlich wirken. Vertraute Wahrnehmungen werden unterbrochen. Ich untersuche neue Umgebungen und hinterfrage meine eigene Eindrücke. Bilder brennen sich in meine Erinnerungen.

 

Meine Reise in den Oman lieferte all diese Eindrücke. Ich war neugierig und beeindruckt, aber auch irritiert. Die Weite der Landschaft, strahlendes Licht, schroffe Felsen, unglaublich klares Wasser, türkis und voller funkelnder kleiner Fische, ein dichtes Wolkenmeer, farbige Erde, Dornen, der Geruch von Sand und Weihrauch, fast verlassene Orte - karg, aber dennoch voll des Lebens. In dieser Reduktion spürte ich das Nebeneinander von Sein und Vergehen. Die Vergänglichkeit der Dinge war direkt greifbar. Zu Hause sehnte ich mich nach diesen Orten und dem Gefühl, einen geheimen Platz zu entdecken, der so machtvoll ist, weil er so anders ist, so seltsam.

Wie in allen meinen Bildern ergänze ich Landschaften durch geometrische Formen. Die Verzierungen basieren hier auf der "Blume des Lebens", die erstmals im Palast des assyrischen Königs Assurbanipal um 645 v. Chr. verwendet wurde. Die Muster des ursprünglichen Ornaments vervollständigend, erhalte ich 19 ineinander verschlungene Kreise. Sie visualisieren mathematische und universelle Gesetze, wie den Satz des Pythagoras. Von manchen wird es als das vollkommenste und stärkste Symbol der Macht angesehen. Die komplizierten Kreise sind repräsentativ für den ewigen Kreislauf des Lebens. In meinen Bildern wirken die Ornamente gleichzeitig als Störungen. Sie unterbrechen das gewohnte Sehverhalten. Zugrunde liegende Bereiche sind teilweise verdeckt und verschleiert. Das Muster verbirgt und unterstreicht gleichzeitig Merkmale der Landschaft. Das Auge will erforschen, was unter den Strukturbrüchen steht.

© 2017 Regine Ludwig / erstellt mit Wix.com

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